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007. Kapitel: Hinein in den Abgrund |Vor den Toren 004|
         

 

„Da sollen wir durch?!“

 

Lilith grinste. „Was ist denn los, Junge? Du hast doch nicht etwa geglaubt, es wäre ein Spaziergang zwischen Dimensionen zu reisen, oder?

 

„Naja…“

 

„Ach was, sie übertreibt“, entgegnete Vanadis beruhigend. „Am Anfang ist es vielleicht ein bisschen ungewohnt, so als würdest du in Wasser eintauchen. Aber sobald du erst mal im Tunnel bist, geht alles wie von selbst. Stell dir das Ganze vor wie einen Windkanal.“

 

Shirou seufzte. „Alles klar. Und wie lang werden wir brauchen bis wir… auf der anderen Seite sind?“

 

„Ein paar Minuten wird es schon dauern. Der Weg ist ziemlich weit, aber mach dir darüber keine Gedanken. Lass dich einfach treiben und halte dich von den Wänden fern.“

 

„Hm? Von den Wänden? Was passiert denn wenn man zu nah…“

 

„Jetzt hör‘ endlich auf zu quatschen und setz‘ dich in Bewegung, Freundchen!“
Lilith hatte ihm einen erstaunlich kräftigen Tritt in den Rücken versetzt, sodass er um Gleichgewicht ringend nach vorne taumelte und dem Sog hilflos ausgeliefert war, der ihn augenblicklich mit sich riss.

„Das ist dafür dass du einen meiner Männer zusammengeschlagen hast!“

 

Die Gesichtszüge der Hexe verhärteten sich. „Bist du verrückt? Wenn er von den Schatten verschluckt wird find ich ihn nie wieder!“

 

Lilith grinste. „Weißt du, der Kerl ist eigentlich ganz ansehnlich. Nur über den Bart sollte er vielleicht nochmal nachdenken. Oder wie siehst du das?“

 

Vanadis verdrehte die Augen, ehe sie ihrem Schützling wortlos in den schwarzen Abgrund folgte.           

 

***

Einige Stunden zuvor - am Mittag desselben Tages - in der Maison Kyūsekai:

 

Yuriko, Kurenai und Akiyama hatten sich um einen kleinen Tisch im spartanisch eingerichteten Raum des Letzteren versammelt. Abgesehen von ein paar verstreuten Metal-CDs und einem ausgebleichten Morbid Angel – Poster mit dem Schriftzug “Blessed are the Sick“, versprühte alles um sie herum den Scharm einer Kaserne.

 

Akiyama nippte hin und wieder an einer Tasse Tee, Yuriko trank Limonade, während Kurenai nichts trank und sich stattdessen darauf beschränkte, ihrer Freundin beim Trinken zuzusehen.
Allesamt blickten sie betont grimmig in die Runde.

 

„Also dann, fassen wir nochmal zusammen“, trieb der Hüne die Unterhaltung voran. „Unser geschätzter Mitbewohner ist dieser zwielichtigen Person ganz offensichtlich ausgeliefert. An seinem Verhalten lässt sich ablesen, dass die ganze Sache – worum auch immer es dabei gehen mag - offenbar gegen seinen Willen geschieht, er aber keinerlei Handlungsspielraum hat. Daher komme ich zu dem Schluss, dass die Gegenseite über ein Druckmittel verfügt.“ Er nahm einen weiteren Schluck Tee. „Was weiß ich, wahrscheinlich haben sie seine Schwester entführt. Oder vielleicht seinen Hund?“

 

„Hey Großer. Soweit ich weiß ist unser Shirou ganz allein auf der Welt. Der hat kein Haustier und schon gar keine Schwester. Sag mal, wie kommst du überhaupt auf sowas?“ Kurenai lachte.

 

„Das war doch nur eine hypothetische Annahme um die Gesamtsituation besser darstellen zu können. Von mir aus halten sie seinen lange verschollenen Großonkel als Geisel. Wenn interessiert‘s?“

 

„Ich geb‘ dir gleich hypothetisch du kahlrasierter Affe!“

 

„Hört auf zu streiten, das bringt doch nichts!“, meldete sich Yuriko zu Wort. „Wir müssen endlich entscheiden, wie wir weiter vorgehen werden. Hikari hat zwar gesagt, dass wir uns da raushalten sollen, aber das finde ich in diesem Fall einfach nicht richtig.“ Sie seufzte. „Also, wie können wir Shirou helfen?“

 

„Ich sage wir schnappen uns die Schlampe und prügeln die Scheiße aus ihr raus bis ihre gefärbten Haare ‘nen neuen Anstrich verpasst bekommen haben!“

 

„Nein, nicht sowas Brutales…“

 

„Keine Sorge, Yuriko. Wir gehen natürlich besonnener an die Sache ran als das Bloody Mary hier vor hat. Lasst uns Shirou doch einfach mal folgen, wenn sich die Gelegenheit bietet. So finden wir am ehesten etwas über seine momentane Lage heraus.“

 

„Na schön. Aber wenn uns nicht gefällt, was wir sehen, gibt’s auf die Fresse!“

 

„Meinetwegen. Mir soll’s recht sein.“

 

„Hey…“

 

 

 

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